Johannes 1, 1-18

Einleitung

Der sogenannte Prolog des Johannes-Evangeliums ist besonders bekannt und und oft zitiert. Diese Verse machen grundlegende Aussagen, die für unsere Fragen "Wer ist Gott?" und "Wer ist Jesus?" wichtig sind. Das gilt umso mehr, als das Verständnis dieser Verse meistens extrem stark durch das Dogma der Dreieinigkeitslehre geprägt ist.

Unterschiedliche Ausgangsbasis

Um den Text richtig verstehen zu können, müssen wir uns unbedingt vor Augen halten, dass er von einem gläubigen Juden für Menschen geschrieben wurde, die wie Johannes als Heilige Schriften die Bücher kannten und mit ihnen vertraut waren, die wir das Alte Testament nennen. Es ist unbestritten, auch unter Vertretern der Dreieinigkeitslehre, dass weder der Autor noch seine Adressaten etwas von einem "Dreieinigen Gott" oder "Gott der Sohn" gehört hatten. Diese Begriffe wurden erst in späteren Jahrhunderten entwickelt.

Dagegen haben die meisten von uns seit Jahren oder Jahrzehnten Aussagen gehört, die der Dreieinigkeitslehre entspringen. Wir lesen daher, wenn wir nicht sehr bewusst aufpassen, schnell in den Worte von Johannes etwas, was er nie gemeint hat.

Die Rolle der Übersetzer

Verstärkt wird das Problem für uns noch dadurch, dass die Bibelübersetzungen beeinflusst sind durch die Vorstellung der Übersetzer, nämlich durch das, was sie für richtige Lehre halten. Dabei muss es sich keineswegs um eine bewusste Manipulation handeln. Das soll ein Beispiel verdeutlichen:

"Logos" ist im Griechischen Maskulinum (männlich), im Deutschen ist "Wort" - eine der möglichen Übersetzungen - dagegen Neutrum (sächlich). Wenn dann in Vers 2 im Griechischen "houtos" - also Maskulium - steht, ist das grammatikalisch einfach zu erklären: weil eben "Logos" Maskulinum ist. Da das analoge deutsche "Wort" jedoch Neutrum ist, muss die Übersetzung entsprechend "dieses" heißen. Manche Ausleger - die mit dem Glauben an den Text herangehen, dass hier von Jesus die Rede sei, schreiben, aufgrund dieser vorgefassten Meinung, jedoch "dieser".

Unser Vorschlag

Auf der Basis der Revidierten Elberfelder Übersetzung (ELB) bieten wir hier eine Wahl von Worten an, die nach unserem Verständnis auch möglich wäre und Sinn ergeben würde. Dazu haben wir zu jedem Vers überlegt, wo an anderen Stellen in der Bibel ähnliche Aussagen gemacht werden und was deshalb hier gemeint sein könnte.

Die Abweichungen von der ELB heben wir durch Fettdruck hervor. Zusätzliche Hinweise stellen wir in eckige Klammern.

Wir behaupten nicht, dass unser Vorschlag mit Sicherheit richtig ist. Wenn Sie nachweisbare Fehler darin finden oder biblisch begründete Gegenargumente haben, sind wir Ihnen aufrichtig dankbar, wenn Sie uns dies mitteilen. Das gleiche gilt für unsere Anmerkungen.

Alternative Übersetzung

1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei dem Gott, und Gott war das Wort. 2 Dieses war im Anfang bei dem Gott. 3 Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist. 4 In ihm [dem Wort] war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. 5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst. 6 Da war ein Mensch, von Gott gesandt, sein Name: Johannes. 7 Dieser kam zum Zeugnis, dass er zeugte von dem Licht, damit alle durch ihn glaubten. 8 Er war nicht das Licht, sondern er kam, dass er zeugte von dem Licht. 9 Das war das wahrhaftige Licht, das, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet. 10 Es [das Wort] war in der Welt, und die Welt wurde durch es, und die Welt kannte es nicht. 11 Es kam in das Seine, und die Seinen nahmen es nicht an; 12 so viele es aber aufnahmen, denen gab es das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen [Gottes] Namen glauben; 13 die nicht aus Geblüt, auch nicht aus dem Willen des Fleisches, auch nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. 14 Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. 15 Johannes zeugt von ihm und rief und sprach: Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir kommt, hat mich übertroffen, denn er ist über mir. - 16 Denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade. 17 Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. 18 Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn [oder: der Eingeborene Gottes], der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht.

Textvergleich

ELB / [altern. Übers.]andere Stellen zu diesem ThemaAnmerkungen

(1)

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.

[Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei dem Gott, und Gott (oder göttlich) war das Wort.]

1. Mo 1, 1-29: Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. [...] Und Gott sprach: Es werde Licht! [...] Und Gott nannte [...]

evtl. auch:

1Mo 3, 15: Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen.

Eph 3, 9: und ans Licht zu bringen, was die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her in Gott, der alle Dinge geschaffen hat, verborgen war;

1Jo 1, 1: Was von Anfang an war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben vom Wort des Lebens

- In V1-2 erscheint 3x Gott, davon 2x mit Artikel, wie auch an anderen Stellen mit Bezug auf den wahren Gott, und 1x ohne Artikel, was vermutlich hier sinngemäß "göttlich" oder "Gott entsprechend" bedeutet

- 1. Mose 1 bezeugt immer wieder, das Gott durch sein Wort geschaffen hat.

- Dieses Wort ist hier nicht anders als im AT zu verstehen. Sonst hätte Johannes, für den das AT die Heiligen Schriften darstellte, das deutlich gemacht.

- Es heißt in der Bibel u.a.: Gott ist Geist, Licht, Liebe, verzehrendes Feuer; Jesus ist Licht, Weg, Wahrheit, Lamm Gottes; Jünger sind Licht, Salz usw., das meint immer etwas i.S.v. hat die wesentlichen Eigenschaften von X oder den Stellenwert von X; nicht das ist identisch mit X; so auch hier: das Wort ist nicht identisch mit Gott, sondern entspricht den wesentlichen Eigenschaften von Gott (Macht, Kreativität, Reinheit, Weisheit usw.)

- Alternativ wäre es auch vorstellbar, dass "im Anfang" sich auf das Evangelium bezieht und Gottes Reden darüber bzw. Gottes Plan dazu - ein Plan, der zunächst bei Gott war, Gottes Wesen widerspiegelte und dann in Jesus Gestalt angenommen hat.

(2)

Dieses war im Anfang bei Gott.

[Dieses war im Anfang bei dem Gott.]

1Mo 41, 32a: Und dass der Traum zweimal an den Pharao erging, bedeutet, dass die Sache bei Gott fest beschlossen ist

2Sam 23, 5a: Ja, ist nicht so mein Haus bei Gott? Hat er mir doch einen ewigen Bund gesetzt,

2Chr 25, 8b: Denn bei Gott ist Macht, zu helfen und zum Stürzen zu bringen.

Hi 27, 13: Dies ist das Los des gottlosen Menschen bei Gott und das Erbe der Gewalttätigen, das sie vom Allmächtigen empfangen:

Mt 19, 26b: Bei Menschen ist dies unmöglich, bei Gott aber sind alle Dinge möglich.

Lk 1, 30b: Fürchte dich nicht, Maria! Denn du hast Gnade bei Gott gefunden.

Joh 12, 43: denn sie liebten die Ehre bei den Menschen mehr als die Ehre bei Gott.

1Pt 2, 20b: Wenn ihr aber ausharrt, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist Gnade bei Gott.

- "Dieses" und das Neutrum in den folgenden Versen ist in ELB korrekt. "Logos" ist Maskulinum im Griech.; der Fall bedeutet also keine Aussage im Sinne von einer männlichen Person.

- Suche in ELB nach "bei Gott" bringt außer Joh 1,1-2 23 Ergebnisse, von denen keines auf eine Person bezogen ist, die bei Gott wäre. Einige Beispiele sind hier aufgeführt. Warum sollte Joh 1, 1-2 alleine anders zu verstehen sein?

(3)

Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.

Ps 33, 6: Durch des HERRN Wort ist der Himmel gemacht und all sein Heer durch den Hauch seines Mundes.

Ps 33, 9: Denn er sprach, und es geschah; er gebot, und es stand da.

Ps 148, 5: Loben sollen sie den Namen des HERRN! Denn er gebot, und sie waren geschaffen.

Jes 44, 24: So spricht der HERR, dein Erlöser und der dich vom Mutterleib an gebildet hat: Ich, der HERR, bin es, der alles wirkt, der den Himmel ausspannte, ich allein, der die Erde ausbreitete - wer war da bei mir?

Jes 45, 12: Ich, ich habe die Erde gemacht und den Menschen auf ihr geschaffen. Ich war es, meine Hände haben den Himmel ausgespannt, und all seinem Heer habe ich Befehl gegeben.

- Viele Stellen bezeugen: Gott persönlich hat durch sein Wort, oder anders, bildhaft ausgedrückt mit eigenen Händen geschaffen. Die Vorstellung von einer zweiten Person, die als Werkmeister tätig war, widerspricht dem eindeutig.

- Bei der alternativen Vorstellung (s. zu V1) würde sich "alles" auf alles, was das Evangelium anbelangt und durch das Evangelium geschehen ist beziehen.

(4)

In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.

5Mo 8, 3b: um dich erkennen zu lassen, dass der Mensch nicht von Brot allein lebt. Sondern von allem, was aus dem Mund des HERRN hervorgeht, lebt der Mensch.

Ps 27, 1b: Der HERR ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Zuflucht, vor wem sollte ich erschrecken?

Ps 43, 3: Sende dein Licht und deine Wahrheit; sie sollen mich leiten, mich bringen zu deinem heiligen Berg und zu deinen Wohnungen.

Ps 119, 105: Eine Leuchte für meinen Fuß ist dein Wort, ein Licht für meinen Pfad.

Mt 4, 4b: Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht."

Joh 6, 63: Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben;

Joh 12, 49b-50: der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll; und ich weiß, dass sein Gebot ewiges Leben ist. Was ich nun rede, rede ich so, wie mir der Vater gesagt hat.

Apg 5, 20: Geht und stellt euch hin und redet im Tempel zu dem Volk alle Worte dieses Lebens!

- Joh 6, 63 "... Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben;" u. a. Stellen machen deutlich: nicht nur Jesus ist das Leben, sondern Worte Gottes sind das Leben - und sie bringen das Leben, wie es schon in 5. Mo 8, 3 heißt und von Jesus in zitiert wird (s.u.a. Mt 4, 4)

(5)

Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.

Jes 9, 1: Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein großes Licht. Die im Land der Finsternis wohnen, Licht leuchtet über ihnen.

Joh 3, 19: Dies aber ist das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht, denn ihre Werke waren böse.

2Pt 1, 19: Und so besitzen wir das prophetische Wort umso fester, und ihr tut gut, darauf zu achten als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern in euren Herzen aufgeht,

- Im stärksten Maße geschah das mit Jesu Kommen, aber auch schon vorher war das Wort Gottes als Licht anwesend.

(6)

Da war ein Mensch, von Gott gesandt, sein Name: Johannes.

Lk 1, 13b: Denn dein Flehen ist erhört, und Elisabeth, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Johannes nennen.

(7)

Dieser kam zum Zeugnis, dass er zeugte von dem Licht, damit alle durch ihn glaubten.

Jes 40, 3+4: Eine Stimme ruft: In der Wüste bahnt den Weg des HERRN! Ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott! [...] Und die Herrlichkeit des HERRN wird sich offenbaren, und alles Fleisch miteinander wird es sehen. Denn der Mund des HERRN hat geredet.

s. auch Mt 3, 3; Mk 1, 3; Lk 3, 4; Joh 1, 23

Lk 1, 16: Und viele der Söhne Israels wird er zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren.

(8)

Er war nicht das Licht, sondern er kam, dass er zeugte von dem Licht.

Joh 1, 19b-23: Wer bist du? Und er bekannte und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin nicht der Christus. Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elia? Und er sagt: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein. Sie sprachen nun zu ihm: Wer bist du? Damit wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst? Er sprach: Ich bin die "Stimme eines Rufenden in der Wüste: Macht gerade den Weg des Herrn", wie Jesaja, der Prophet, gesagt hat.

(9)

Das war das wahrhaftige Licht, das, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet.

Mt 5, 14a: Ihr seid das Licht der Welt;

Joh 8, 12: Jesus redete nun wieder zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Joh 9, 5: Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.

Joh 12, 46-47a+49-50: Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe; und wenn jemand meine Worte hört und nicht befolgt [...] Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll; und ich weiß, dass sein Gebot ewiges Leben ist. Was ich nun rede, rede ich so, wie mir der Vater gesagt hat.

- Bezieht das Erleuchten durch Gottes Wort (s. auch zu V 10-13) auf Gottes Reden und Retten in der gesamten Geschichte oder nur auf sein Reden und Retten durch Jesus oder auf die gesamte Geschichte aber im Vollsinn wirksam seit Jesus?

(10)

Er war in der Welt, und die Welt wurde durch ihn, und die Welt kannte ihn nicht.

[Es [das Wort] war in der Welt, und die Welt wurde durch es, und die Welt kannte es nicht.]

Jes 45, 19: Nicht im Verborgenen habe ich geredet, am Ort eines finsteren Landes. Ich sprach zu den Nachkommen Jakobs nicht: Sucht mich vergeblich! Ich bin der HERR, der Gerechtigkeit redet, Wahrheit verkündet.

Jes 55, 11: so wird mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht. Es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird bewirken, was mir gefällt, und ausführen, wozu ich es gesandt habe.

Ps 147, 15: Er sendet seinen Spruch auf die Erde, sehr schnell läuft sein Wort.

2Th 3, 1: Übrigens, Brüder, betet für uns, dass das Wort des Herrn laufe und verherrlicht werde wie auch bei euch,

-Interessant ist, dass LUT von 1912 noch lautet: "Es war in der Welt, und die Welt ist durch dasselbe gemacht; und die Welt kannte es nicht." [Hervorhebungen durch mich]

- Wer soll hier "Er" (s. ELB u. a. Übersetzungen) sein? Die einzigen Subjekte, die hier in Frage kommen, sind im Deutschen Neutrum: das Wort, das Licht. Wenn in V2 richtige Neutrum verwendet wird, dann auch hier und in V12 u. 13. Das wird bestätigt indem in V14 das Subjekt immer noch "Das Wort" ist.

- Der Bezug auf das Wort passt auch zu V3.

- Wenn ab hier schon von Jesus die Rede wäre, dann wäre er in der Welt (!) gewesen, obwohl "er" (also das Wort) noch gar nicht Fleisch geworden war (das geschieht ja erst in V14).

- Selbst wenn hier Jesus mit "das Wort" gemeint wäre, müsste es "es" heißen, wenn die Übersetzer die gleiche Logik anwenden würden, wie beispielsweise in Offb. 5, 7 u. 8. Dort ist klar von Jesus die Rede. Da er aber dort als "das Lamm" gesehen wird, heißt es: "Und es kam (...) Und als es das Buch nahm (...)" [Hervorhebungen durch mich].

- Ein personifizierender Stil bedeutet nicht, dass es sich um eine Person handelt. Die drei letzten Verse links nennen weitere Beispiele in Bezug auf "Wort". Auch für andere Begriffe wie "Sünde", "Tod", "Land" u.a. kennt die Bibel diese Sprachform.

(11)

Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an;

[Es kam in das Seine, und die Seinen nahmen es nicht an;]

Jes 45, 21b: Wer hat dies von alters her hören lassen, schon längst es verkündet? Nicht ich, der HERR? [...]

Jer 6, 10: "Zu wem soll ich noch reden und wen warnen, dass sie hören? Siehe, ihr Ohr ist unbeschnitten, und sie können nicht achtgeben. Siehe, das Wort des HERRN ist ihnen zum Hohn geworden, sie haben kein Gefallen daran.

Jer 13, 10a: Dieses böse Volk, das sich weigert, meine Worte zu hören, das da lebt in der Verstocktheit seines Herzens und anderen Göttern nachläuft,

Heb 1, 1: Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten,

- s. zu V10

- Gott hat, vielfach bezeugt, schon vor Jesu Geburt immer wieder gesprochen (jedoch nicht durch Jesus - s. auch Heb 1, 1) und seine Worte wurden oft verworfen.

(12)

so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben;

[so viele es aber aufnahmen, denen gab es das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen [Gottes] Namen glauben;]

5Mo 14, 1: Ihr seid Kinder für den HERRN, euren Gott. Ihr dürft euch nicht wegen eines Toten Schnittwunden beibringen und euch nicht zwischen euren Augen kahl scheren.

Jes 45, 17a: Israel findet Rettung in dem HERRN, ewige Rettung. [genauer:... in Jahweh, Rettung für Ewigkeiten.]

Mal 2, 10: Haben wir nicht alle einen Vater? Hat nicht ein Gott uns geschaffen? Warum handeln wir treulos aneinander, um den Bund unserer Väter zu entweihen?

Mt 19, 17b: Wenn du aber ins Leben hineinkommen willst, so halte die Gebote!

Joh 5, 24: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.

Joh 8, 51: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn jemand mein Wort bewahren wird, so wird er den Tod nicht sehen in Ewigkeit.

Apg 2, 21: Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird gerettet werden."

Apg 13, 46b: Zu euch musste notwendig das Wort Gottes zuerst geredet werden; weil ihr es aber von euch stoßt und euch selber des ewigen Lebens nicht für würdig haltet, siehe, so wenden wir uns zu den Nationen.

Phil 2, 15-16a: damit ihr tadellos und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr leuchtet wie Himmelslichter in der Welt,indem ihr das Wort des Lebens festhaltet [...]

Jak 1, 18: Nach seinem Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit geboren, damit wir eine Art Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien.

1Pt 1, 23: Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem Samen, sondern aus unvergänglichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes.

- s. zu V10

- An den Namen Gottes (JaHWeH) zu glauben bzw. ihn anzurufen ist in gewisser Hinsicht gleichbedeutend mit, an den Namen Jesu zu glauben, da letztgenannter bedeutet "JaHWeH ist Retter". In beiden Fällen wird also der Name Gottes geglaubt bzw. dieser angerufen.

- Sprachlich wäre nicht nur "es" in V10-12 schlüssig, sondern auch "seines" auf Gott zu beziehen, von dem wenige Worte vorher die Rede ist. Dagegen ist von Jesus hier noch nicht - oder zumindest nicht nachweisbar - die Rede. Wenn dem so ist, kann sich "seinen" hier auch nicht auf Jesus beziehen.

- Fraglich ist bei diesem Verständnis jedoch, ob schon vor Jesu Wirken die Worte Gottes das Recht gegeben haben, Kinder Gottes zu werden. (s. höchstens 5. Mo 14, 1)

- Wenn vor Jesus schon das Recht gegeben wurde, Kinder Gottes zu werden, wäre das eher vorstellbar, als, dass Menschen damals schon die Wiedergeburt erfahren konnten - und mehr sagt der Text ja auch nicht.

(13)

die nicht aus Geblüt, auch nicht aus dem Willen des Fleisches, auch nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.

Joh 3, 5b-6: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes hineingehen. Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist.

(14)

Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Jes 42, 9: Das Frühere, siehe, es ist eingetroffen, und Neues verkündige ich. Bevor es aufsprosst, lasse ich es euch hören.

Mt 17, 2+5b: Und er wurde vor ihnen umgestaltet. Und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, seine Kleider aber wurden weiß wie das Licht; [...] und siehe, eine Stimme kam aus der Wolke, welche sprach: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe. Ihn hört!

Lk 1, 45: Und glückselig, die geglaubt hat, denn es wird zur Erfüllung kommen, was von dem Herrn zu ihr geredet ist!

Lk 24, 44-46a: Er sprach aber zu ihnen: Dies sind meine Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben steht in dem Gesetz Moses und in den Propheten und Psalmen. Dann öffnete er ihnen das Verständnis, damit sie die Schriften verständen, und sprach zu ihnen: So steht geschrieben, [...]

Apg 3, 18: Gott aber hat so erfüllt, was er durch den Mund aller Propheten vorher verkündigt hat, dass sein Christus leiden sollte.

Apg 3, 22-23: Mose hat schon gesagt: "Einen Propheten wird euch der Herr, euer Gott, aus euren Brüdern erwecken, gleich mir. Auf ihn sollt ihr hören in allem, was er zu euch reden wird! Es wird aber geschehen: Jede Seele, die auf jenen Propheten nicht hören wird, soll aus dem Volk ausgerottet werden."

Eph 3, 11: nach dem ewigen Vorsatz, den er verwirklicht hat in Christus Jesus, unserem Herrn.

2Tim 1, 9-10: Der hat uns gerettet und berufen mit heiligem Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben, jetzt aber offenbart worden ist durch die Erscheinung unseres Retters Christus Jesus, der den Tod zunichte gemacht, aber Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium,

Heb 1, 1-2a: Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn [...]

2Pt 1, 17: Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit, als von der erhabenen Herrlichkeit eine solche Stimme an ihn erging: "Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe."

- Hier ist immer noch das Wort das Subjekt!

- Wenn seit V9 oder V10 schon von Jesus die Rede gewesen wäre, warum würde dann hier erst gesagt, dass das Wort Fleisch wurde, obwohl das doch unstrittig seinem Kommen vorausgegangen sein muss?

- Von Jesus ist erstmals hier(!) eindeutig die Rede: "als eines Eingeborenen vom Vater".

- "das Wort wurde Fleisch" bedeutet m.E.: In Jesus hat sich das erfüllt - nahm das Gestalt an, was Gott seit so langer Zeit angekündigt hatte und in Jesus redet Gott klarer als durch alle anderen.

- Jesus ist das Wort Gottes. Das heißt aber nicht, dass man überall, oder auch nur an bestimmten Stellen wie in Joh 1, "Wort" durch "Jesus" ersetzen könnte. Genauso wie man nicht sagen kann: Gott sprach "Es werde Licht" (1. Mo 1, 3), bedeutet "Es werden die Jünger", weil es über die Jünger heißt "ihr seid das Licht der Welt" (Mt 5, 14a). Gott hat damals das Licht geschaffen und nicht die Jünger. Genauso ist in Joh 1, 1-2 vom Wort die Rede und nicht von Jesus. Mit anderen Worten: Jesus ist das Wort, aber nicht jedes Wort ist Jesus. Genauso wie die Jünger das Licht sind, aber nicht jedes Licht die Jünger sind.

(15)

Johannes zeugt von ihm und rief und sprach: Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir kommt, ist vor mir geworden, denn er war eher als ich. -

[Johannes zeugt von ihm und rief und sprach: Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir kommt, hat mich übertroffen, denn er ist über mir. -]

Lk 3, 16a: antwortete Johannes allen und sprach: Ich zwar taufe euch mit Wasser; es kommt aber ein Stärkerer als ich, und ich bin nicht würdig, ihm den Riemen seiner Sandalen zu lösen;

Joh 1, 26-27: Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser; mitten unter euch steht, den ihr nicht kennt,
der nach mir kommt, vor dem ich nicht würdig bin, den Riemen seiner Sandale zu lösen

Joh 3, 28b u. 30-31: Ich bin nicht der Christus, sondern ich bin vor ihm hergesandt. [...] Er muss wachsen, ich aber abnehmen. Der von oben kommt, ist über allen; der von der Erde ist, ist von der Erde und redet von der Erde her. Der vom Himmel kommt, ist über allen;

Apg 13, 25: Als aber Johannes seinen Lauf erfüllte, sprach er: Was ihr meint, dass ich sei, bin ich nicht, sondern siehe, es kommt einer nach mir, dem ich nicht würdig bin, die Sandale an den Füßen zu lösen.

- Der Vers wird sehr unterschiedlich übersetzt; er ist sprachlich nicht eindeutig.

- ELB macht keinen Sinn: die Begründung enthält die gleiche Aussage, wie der Hauptsatz.
- Vermutlich wird der gleiche Ausspruch an anderen Stellen im historischen Zusammenhang wörtlicher zitiert, während er hier freier wiedergegeben, als Erklärung von Johannes erscheint. Dort hat er jedesmal klar die Bedeutung, dass Jesus höher ist als Johannes, nicht dass er früher ist: s. Lk 3, 16; Joh 1, 26-27; Apg 13, 25

- Wenn dem so ist, sollte die Bedeutung der einen sprachlich unklaren Stelle durch die drei sprachlich klaren Stellen bestimmt werden, wie es Emphatic Diaglott tut. Diese Übersetzung besagt frei von mir übersetzt: Der nach mir kommt, ist größer als ich geworden, denn er ist über mir.

- Dieses Verständnis würde auch passen zu Joh 3, 28b, 30-31

(16)

Denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade.

(dieser Vers wurde von uns noch nicht verglichen)

(17)

Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.

(dieser Vers wurde von uns noch nicht verglichen)

(18)

Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht.

Mt 11, 27: Alles ist mir übergeben worden von meinem Vater; und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater, noch erkennt jemand den Vater als nur der Sohn, und der, dem der Sohn ihn offenbaren will.

Joh 3, 16a: Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab

Joh 3, 18b: weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.

1. Tim 6, 15-16a: Die wird zu seiner Zeit der selige und alleinige Machthaber zeigen, der König der Könige und Herr der Herren, der allein Unsterblichkeit hat und ein unzugängliches Licht bewohnt, den keiner der Menschen gesehen hat, auch nicht sehen kann.

1Joh 4, 9a: Hierin ist die Liebe Gottes zu uns offenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat,

- Gott kann von keinen Menschen gesehen werden und wurde von keinem gesehen. Das beweist schon, dass Jesus weder Gott noch Gott und Mensch sein kann, da er unstrittig gesehen wurde.

- Es soll drei Versionen in den Handschriften geben: in der Mehrzahl: "der eingeborene Sohn", in einigen besonders alten: "der eingeborene Gott", in einigen weiteren: "der Eingeborene Gottes". Es dürfte kaum möglich sein, vom isolierten Text her festzustellen, was die ursprüngliche Version war. Deshalb müssen wir den Zusammenhang der Bibel als Kriterium nehmen: "der eingeborene Gott" wäre einmalig in der Bibel und im Widerspruch zu vielen anderen Aussage, wie dass Gott ewig ist, dass nur einer Gott ist (hier wären es aber zwei) u.a.

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